Michelstädter GRÜNE fordern Prüfung von Ehrenbürgerschaften und Straßenbenennungen

Am 01.11.2022 steht in der nächsten Stadtverordnetenversammlung in Michelstadt ein Antrag der GRÜNEN-Fraktion zum Thema Ehrungen durch die Stadt Michelstadt auf der Agenda. 

„Das Thema begleitet uns schon über ein Jahr und ist eine Herzensangelegenheit der GRÜNEN-Stadtverordneten. Wir wünschen uns Klarheit darüber, wer Ehrenbürger*in der Stadt Michelstadt werden kann und nach wem Orte, Bauwerke, Straßen und Plätze in Michelstadt benannt werden dürfen“, erklärt Dr. Jonas Schönefeld, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN.

Hintergrund des Antrags sind bestehende Ehrenbürgerschaften, die durch die Stadt Michelstadt in der Vergangenheit an Menschen mit Verbindungen zur NSDAP, der SS und anderen verfassungsfeindlichen Organisationen verliehen wurden. Der GRÜNEN-Fraktion liegen neuste Informationen von Heinz-Otto Haag vor, die Fotographien und Dokumente umfassen, laut derer einer dieser Menschen – nämlich Dr. Anton Leber, der von 1933 bis 1945 Bürgermeister der Stadt Michelstadt war – 1941 persönlich an der Hinrichtung von zehn jüdischen Gettobewohnern in Polen beteiligt war. Die GRÜNE-Fraktion hält die besondere Ehrung solcher Menschen für falsch.

„Wir müssen uns der Vergangenheit stellen. Das ist längst nötig und andere Städte, wie Hamburg, gehen uns da voraus. Natürlich wollen wir auch dafür sorgen, dass es in Zukunft nie wieder passieren kann, dass in Michelstadt Menschen geehrt werden – durch Ehrenbürgerschaften oder durch Benennung von Straßen oder Plätzen zu ihren Ehren – die keine Vorbilder für uns sind. Menschen, die nicht für Demokratie und Menschenwürde aller Menschen stehen, haben das in unseren Augen nicht verdient“, so die Stadtverordnete und stellvertretende Fraktionssprecherin Monika Fuhrig.

In der aktuellen Hauptsatzung der Stadt sind keinerlei Kriterien für Ehrungen hinsichtlich des Demokratieverständnisses und der Verfassungstreue der Menschen aufgeführt. In ihrem Antrag fordert die GRÜNE-Fraktion darum eine Änderung der Hauptsatzung durch den Magistrat und eine Aberkennung von Ehrungen, die nicht den selbstgesteckten Kriterien entsprechen. Die GRÜNE-Fraktion hofft, dass die anderen Fraktionen bereit sind, die Ehrungen der Stadt Michelstadt zu ordnen und dabei auch die Vergangenheit in den Blick zu nehmen.

 

1 Kommentar

  1. Monika Fuhrig

    Ja, wir hatten das gehofft. Die Abstimmung an dem Abend im Stadtparlament war leider sooo schwach. Sie trauen sich nicht, oder – noch schrecklicher, der Gedanke – wollen es tatsächlich nicht. Das konnte ich als Stadtverordnete nicht mehr ertragen und legte deswegen mein Amt nieder.

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