Am Mittwoch, den 17.11.2021 präsentierte die Darmstädter Grüne Stadträtin und Mitglied des Aufsichtsrates der bauverein AG Iris Behr, auf Einladung der Stadt Michelstadt und in Kooperation mit der Grünen Fraktion, innovative Ideen zum Guten Wohnen in Michelstadt.
Der Einladung von Bürgermeister Dr. Robischon waren rund dreißig Personen aus den politischen Gremien, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft gefolgt. Zur Ausgangslage herrschte schnell Einigkeit: Guter Wohnraum ist in Michelstadt knapp, die Preise steigen und oft kann den Bedürfnissen nach nachhaltigem und adäquatem Wohnen (z.B. Barrierefreiheit) gar nicht oder nur in Teilen entsprochen werden. Zu beobachten sind viele leer stehende Gebäude in der Innenstadt und ein „verdeckter Leerstand“: Sobald solche Immobilien auf den Markt kommen, zeigt sich, dass sie aktuell nur von wenigen Menschen im höheren Alter bewohnt werden.
In dieser Situation ist es wichtig, jenseits des Einfamilienhauses Alternativen zu entdecken. Möglichkeiten bieten zum Beispiel Genossenschaften, in denen auch größere Gebäude erworben und dann zum Wohnen und zu anderen Zwecken genutzt werden können. Als Positivbeispiel wurde hierbei das Wohnprojekt in Pfirschbach (Höchst) genannt, in dem auf einem ehemaligen Bauernhof vier Parteien gemeinsam wohnen. Unterstützung und Beratung bietet zu diesem Thema die Landesberatungsstelle für gemeinschaftliches Wohnen der GRÜNEN Landtagsfraktion Hessen.
Neue Landesberatungsstelle für gemeinschaftliches Wohnen
Zum Guten Wohnen gehört darüber hinaus, den öffentlichen Raum für die Menschen nutzbar zu machen und eine nachhaltige Bauleitplanung voranzutreiben, wie das aktuell in Fischbachtal gemacht wird. Denn „niemand lebt nur in seiner Wohnung, wir wollen alle eine attraktive Umgebung“, wie Iris Behr betonte. Dabei sind Fahrzeuge, oder vielmehr „Stehzeuge“ ein Flächenfresser, der den öffentlichen Raum erheblich beansprucht. Hier kann beispielsweise mit innovativen Sharing-Konzepten, wie der Ausweitung des Michelstädter Car-Sharings gearbeitet werden. Darüber hinaus ist die Begrünung von Straßenzügen und öffentlichen Plätzen elementar, um in heißen Sommern für Kühlung und eine angenehme Atmosphäre zu sorgen.
Insgesamt rät die Expertin der Stadt Michelstadt, eine Wohnbedarfsprognose zu erstellen, um auch in Zukunft ein adäquates Angebot zu sichern. Bei Sanierung städtischer Immobilien und städtischen Wohnraumes bietet das Erbbaurecht eine gute Alternative, um Raum für Initiativen zu bieten, aber gleichzeitig das öffentliche Eigentum nicht dauerhaft zu privatisieren. Im Erbbaurecht können städtische Grundstücke oder Gebäude mit Auflagen für einen passenden Zeitraum (z.B. 30 Jahre oder länger ) verpachtet werden.
Die Diskussion ergab auch, dass es in den Stadtteilen noch viel Wohnraum gibt, der für die Menschen aktiviert werden muss. Vermieter*innen könnten von den Lasten der Vermietung befreit werden durch eine Zusammenarbeit mit Organisationen wie die neue Wohnraumhilfe , die Wohnraum anmietet und ihn dann an bedürftige Mieter*innen weitervermietet. Somit bleibt den Vermieter*innen der Verwaltungsaufwand erspart und es gibt eine Sicherheit der Mieteinkünfte.
„Heute wurde einmal wieder klar, dass Michelstadt nur mit neuen Ideen und mit einer aktiven Rolle der Stadt und der Zivilgesellschaft vorankommt“, fasste Fraktionsvorsitzender Dr. Jonas Schönefeld die Veranstaltung zusammen. „Dafür ist ein Blick über den Tellerrand notwendig, wie wir ihn heute bekommen haben.“
Weiterführende Materialien:
https://www.dbz.de/artikel/dbz_Darf_s_ein_wenig_mehr_sein_Wohnungspolitik_in_der_Zeitschleife_3721213.html
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